Daniel Flege

August 16, 2024

Borderlands: Videospielverfilmung des Grauens | 🍿

The Last of Us, Arcane, Fallout – die Liste richtig guter Videospielverfilmungen in Serienform ist in den vergangenen Jahren stetig angewachsen. Im Filmbereich ist das Thema weiterhin eine Wundertüte. Auf spaßige bis solide Einträge (Der Super Mario Bros. Film, Mortal Kombat) kommen ebenso viele mäßig bis schwache Vertreter (Gran Turismo, Five Nights at Freddy’s).

Nun startet mit Borderlands also die nächste Gaming-Umsetzung in den Kinos. Und das, zumindest bei mir, mit einiger Vorfreude, schließlich bin ich seit der E3 2021 hyped auf dem Film, seitdem Gearbox CEO Randy Pitchford uns stolz wie Oskar über das Borderlands-Set führte.

Wer sich das Video anschaut, sieht, wie begeistert er damals den Worten von Regisseur Eli Roth lauschte, sowie in kindliches Gelächter ausbricht, wenn dieser „lots of blood and guts“ für den Film verspricht. Schließlich bekommt und will man genau das, wenn man einen Eli Roth als seinen Regisseur verpflichtet, oder? Besonders, wenn man einen blutig-überdrehten FSK 18-Comic-Shooter wie Borderlands verfilmt.

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Seit dieser trauten Einigkeit im Jahr 2021 muss einiges an Porzellan im Hause Gearbox zerschlagen worden sein. Seitdem befindet sich der Film nämlich in der Produktionshölle. Mythen und Gerüchte ranken sich um Borderlands: Regisseur Roth soll mal das Projekt für Thanksgiving aufgegeben, mal gefeuert worden sein. Auf diese oder jene Weise, mit seiner Arbeit schien man bei Gearbox und Lionsgate nicht zufrieden.

Ein bereits perfektes Script soll Roth bis zur Unkenntlichkeit verstümmelt haben, was dazu führte, dass der ursprüngliche Autor nicht genannt werden möchte und durch ein Pseudonym ersetzt wurde. So blutig und wenig massenkompatibel sei der Streifen gewesen, dass man Regisseur Tim Miller für aufwendige Re-Shoots verpflichtete.

Herausgekommen ist das, was man mit dem Wissen über solch eine Produktionsgeschichte erwarten kann: ein wilder, belangloser Flickenteppich ohne eigene Identität, der bis auf Namedropping, Locations und Kostüme wenig mit seiner Vorlage gemein hat. An jeder Ecke merkt Ihr, dass Borderlands im Nachhinein auf eine FSK 12-Zielgruppe zugeschnitten und ursprünglich für ein älteres Publikum konzipiert wurde.

Das fängt damit an, dass der Cast rund um Cate Blanchett, Kevin Hart und Jamie Lee Curtis bei all seiner Qualität (zumindest bei den Damen) kein Publikumsmagnet bei der jüngeren Zielgruppe ist, ja selbst für die von ihnen dargestellten Figuren alterstechnisch nicht passt. Weiter geht es bei den Dialogen, die sich zwar in ihrer erzwungenen „Coolness“ und dem Pipi-Kaka-Humor an eine jüngere Zielgruppe anbiedern, jedoch (zumindest in der deutschen Synchro) so klingen, als hätte ein Erwachsener versucht, so zu klingen, wie er damals mit 14 Jahren geredet hat.

Dies könnte man in anderen Filmen eventuell ausblenden, würden die Charaktere nicht durchgängig brabbelnden Nonsens von sich geben. Laut, schrill, ohne Inhalt – auch das ist Borderlands. „Highlight“ der deutschen Synchro ist, dass man sich mit Chris Tall als Claptrap mal wieder für eine „prominente“ Lösung entschieden hat, um irgendwie Leute ins Kino zu ziehen, statt sich bei Jack Blacks Synchronstimme Tobias Meister oder der Synchronstimme aus den Spielen zu bedienen.

Und so nervt sich Chris Tall mit der restlichen Dialogregie durch den Gehörgang, während man auf der Leinwand einem mit Schwachfug überforderten Cast dabei zusieht, wie er von einer belanglosen Actionszene in die andere stolpert. Diese sind nun vollkommen blutarm, von „blood and guts“ ist hier nichts mehr zu sehen. Psychos fallen einfach um, Explosionen bedecken den kompletten Bildschirm und danach liegen alle Fieslinge fein säuberlich aufgereiht mit allen Körperteilen intakt wie umgekegelt auf dem Boden.

Wer etwas Positives finden möchte, der kann sich zumindest etwas an den Kostümen sowie den netten Locations erfreuen. Auch ein paar Action-Parts sind (mit zwei zugekniffenen Augen) recht solide umgesetzt. Mehr muss man dann schon mit der Lupe suchen, als Fan der Videospielvorlage umso mehr. Es bleibt also dabei: Wer qualitativ hochwertige Videospielumsetzungen sehen möchte, der schaut sich lieber im Serienbereich um. Auf der großen Leinwand sind diese weiterhin die Ausnahme.

Wertung: ★☆☆☆☆ (1 von 5)

Mein Review sowie weitere Details zum Film findest Du ebenfalls auf Letterboxd.

About Daniel Flege

Marketing-Manager aus Köln mit Leidenschaft fürs Podcasting. Stolzer Papa zweier Mädels. Liebt das Schreiben, Web-Entwicklung mit Rails & Kaffee ☕️

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