Ich verlor mein Herz an Alex Garland, als ich 2003 das erste Mal einen kleinen Indie-Film namens 28 Days Later in meinen DVD-Player einschob. Seitdem hat der sympathische Londoner mit Werken wie Ex Machina und Annihilation gezeigt, dass er auch auf dem Regiestuhl glänzen kann.
Selbst Men halte ich hoch, auch wenn dieser weder beim Publikum noch bei den Kritikern gut ankam. Ich mag einfach Garlands Art, gesellschaftskritische Themen auf eine unterhaltsame, gleichwohl anspruchsvolle Art aufzugreifen.
Und genau diese Mischung möchte das Vorzeige-Studio A24 mit seiner neuen Blockbuster-Offensive bedienen, die die eigenen Werke tiefer im Mainstream verankern soll. Eines der ersten Pilotprojekte ist CIVIL WAR, der ausgerechnet im Wahljahr einen Bürgerkrieg in den USA thematisiert.
Getragen von einem herausragenden Cast zeichnet Garland verstörende Bilder eines gespaltenen Landes, das sich im brutalen Zerwürfnis mit sich selbst befindet. Fans postapokalyptischer Szenarien werden sich bei diesem Anti-Road-Trip nicht nur an 28 Days Later, sondern auch an Videospiele wie The Last of Us oder Far Cry 5 (danke, Léo!) erinnert fühlen.
Natürlich ist bereits beim Titel klar, dass sich CIVIL WAR nicht mit Kritik an den heutigen USA zurückhält. Er greift den Kampf im tief gespaltenen Land auf, beleuchtet Rassismus, Klassenscheren, die Waffengesetze, die es jedem Normalo erlauben, Miliz zu spielen sowie Selbstjustiz zu üben. Wer Freund oder Feind sind, das lässt sich auf den ersten Blick nicht immer erkennen.
Auf Schwarz-Weiß-Denken verzichtet Garland auch bei unseren Hauptfiguren. Kirsten Dunst’ Kriegsfotografin Lee gibt sich pragmatisch und kalt, wird sich früher oder später jedoch ihren Ängsten und inneren Dämonen stellen müssen. Wagner Moura, der passend zum The-Last-of-Us-Vergleich den Namen Joel trägt, hat für einen neutralen Journalisten zu viel Spaß am brutalen Kick der Kriegsberichterstattung. Und auch Cailee Spaneys Mauerblümchen-Fassade aus Priscilla beginnt mit der Zeit zu bröckeln.
Wenn Ihr Euch CIVIL WAR im Kino gebt, dann schaut, dass Ihr einen Saal mit echtem Dolby Atmos erwischt. Wie Euch Kugeln von links nach rechts um die Ohren fliegen, wie Jets über Eure Köpfe schießen und Euch Explosionen aus dem Sitz reißen, das trägt gerade im letzten Akt zu einem verstörerisch-immersiven Erlebnis bei, bei dem Ihr den Abspann zur Erholung herbeisehnen werdet.
So gelingt Alex Garland ein moderner Anti-Kriegsfilm, der neben der Innen- zusätzlich die US-amerikanische Außenpolitik aufgreift und uns zeigt, dass es letztlich egal ist, wer am Ende den Abzug drückt. Denn Krieg ist stets ein unmenschlicher Horror, der nur Verlierer kennt. Zynische Geister würden sagen: genau das macht ihn so menschlich.
CIVIL WAR erscheint am 18. April 2024 in den deutschen Kinos.
Wertung: ★★★★☆ (4 von 5)
Mein Review sowie weitere Details zum Film findest Du ebenfalls auf Letterboxd.
Selbst Men halte ich hoch, auch wenn dieser weder beim Publikum noch bei den Kritikern gut ankam. Ich mag einfach Garlands Art, gesellschaftskritische Themen auf eine unterhaltsame, gleichwohl anspruchsvolle Art aufzugreifen.
Und genau diese Mischung möchte das Vorzeige-Studio A24 mit seiner neuen Blockbuster-Offensive bedienen, die die eigenen Werke tiefer im Mainstream verankern soll. Eines der ersten Pilotprojekte ist CIVIL WAR, der ausgerechnet im Wahljahr einen Bürgerkrieg in den USA thematisiert.
Getragen von einem herausragenden Cast zeichnet Garland verstörende Bilder eines gespaltenen Landes, das sich im brutalen Zerwürfnis mit sich selbst befindet. Fans postapokalyptischer Szenarien werden sich bei diesem Anti-Road-Trip nicht nur an 28 Days Later, sondern auch an Videospiele wie The Last of Us oder Far Cry 5 (danke, Léo!) erinnert fühlen.
Natürlich ist bereits beim Titel klar, dass sich CIVIL WAR nicht mit Kritik an den heutigen USA zurückhält. Er greift den Kampf im tief gespaltenen Land auf, beleuchtet Rassismus, Klassenscheren, die Waffengesetze, die es jedem Normalo erlauben, Miliz zu spielen sowie Selbstjustiz zu üben. Wer Freund oder Feind sind, das lässt sich auf den ersten Blick nicht immer erkennen.
Auf Schwarz-Weiß-Denken verzichtet Garland auch bei unseren Hauptfiguren. Kirsten Dunst’ Kriegsfotografin Lee gibt sich pragmatisch und kalt, wird sich früher oder später jedoch ihren Ängsten und inneren Dämonen stellen müssen. Wagner Moura, der passend zum The-Last-of-Us-Vergleich den Namen Joel trägt, hat für einen neutralen Journalisten zu viel Spaß am brutalen Kick der Kriegsberichterstattung. Und auch Cailee Spaneys Mauerblümchen-Fassade aus Priscilla beginnt mit der Zeit zu bröckeln.
Wenn Ihr Euch CIVIL WAR im Kino gebt, dann schaut, dass Ihr einen Saal mit echtem Dolby Atmos erwischt. Wie Euch Kugeln von links nach rechts um die Ohren fliegen, wie Jets über Eure Köpfe schießen und Euch Explosionen aus dem Sitz reißen, das trägt gerade im letzten Akt zu einem verstörerisch-immersiven Erlebnis bei, bei dem Ihr den Abspann zur Erholung herbeisehnen werdet.
So gelingt Alex Garland ein moderner Anti-Kriegsfilm, der neben der Innen- zusätzlich die US-amerikanische Außenpolitik aufgreift und uns zeigt, dass es letztlich egal ist, wer am Ende den Abzug drückt. Denn Krieg ist stets ein unmenschlicher Horror, der nur Verlierer kennt. Zynische Geister würden sagen: genau das macht ihn so menschlich.
CIVIL WAR erscheint am 18. April 2024 in den deutschen Kinos.
Wertung: ★★★★☆ (4 von 5)
Mein Review sowie weitere Details zum Film findest Du ebenfalls auf Letterboxd.