Daniel Flege

April 6, 2024

Das erste Omen: So belebt man einen Horror-Klassiker neu | 🍿

Wo kam das denn her?! Nach The Exorcist: Believer war ich mir ziemlich sicher, dass ich nicht noch einen 70er-Jahre-Horror-Klassiker benötige, den man ungefragt aus der Mottenkiste holt. 

Aber als Horror-Fan ist man ja einiges gewohnt und rennt am Ende eben doch in die Sneak, bestückt mit den geringsten Erwartungen, die man an ein modernes Prequel zu Richard Donners Das Omen haben kann.

Und dann kommt, wie aus dem Nichts, Arkasha Stevenson, um einem mit Das erste Omen, aka. The First Omen die Bügelfalten aus der Nonnenrobe zu ballern! Zu Beginn mit Bedacht in dezenter 70er-Optik inszeniert, später stetig aufdrehend, liefert sie einen der besten Horror-Filme des noch jungen Jahres ab.

IMG_0184.JPG

Und das, weil sie einerseits weiß, wie sie wirkungsvolle Schockeffekte einsetzt, die nicht inflationär genutzt werden, andererseits den Figuren Zeit für die Charakterzeichnung einräumt. 

Ob Nell Tiger Free als den dunklen Machenschaften auf die Schliche kommende Nonne Margaret oder Ralph Ineson, der den aus dem Original bekannten Pater Brennan spielt: Der Cast darf zeigen, was er kann und entwickelt seine Figuren über bloße Klischees hinaus.

Klar, auch The First Omen setzt auf den einen oder anderen klassischen Jumpscare, lässt jedoch gleichermaßen frische, teils humoreske Gewaltspitzen einfließen. Und wenn ein ganzer Saal mit gemischtem Publikum nach einer fiesen Sequenz erleichtert auflachen muss, ist das für jeden Horror-Film ein wahres Kompliment.

Wäre das nicht genug, lässt Arkasha Stevenson beiläufig soziale wie politische Themen des Italiens der 70er-Jahre einfließen, um den bösen Mächten in The First Omen eine Motivation für ihre Taten zu verleihen. Gleichzeitig verzichtet der Film bis zum Ende auf Schwarz-Weiß-Malereien, zeigt seine Antagonist:innen teils beschwingt und glückselig in ihrem alltäglichen Schaffen – um schließlich den Geist von Rosemaries Baby hinaufzubeschwören.

Sosehr ich The First Omen für seine moderne Verbeugung vor dem Original feiere, sosehr befürchte ich eine Bruchlandung an den Kinokassen. Denn das überwiegend junge Publikum im Saal hatte zwar seinen Spaß, am Ende jedoch entschieden zu viele Fragezeichen über den Köpfen. Ob der Film einen zufrieden entlässt, wenn man das Original nicht kennt? Ich bezweifle es, lasse mich jedoch gerne eines Besseren belehren.

Schau, Blumhouse, so gelingt die Wiederbelebung eines Horror-Klassikers! The First Omen ist nicht der Horror-Film, den wir benötigten, aber das Horror-Werk, das wir verdienen. Und hoffentlich der Startschuss für weitere Projekte von Arkasha Stevenson in unserem liebsten aller Genre.

Wertung: ★★★★☆ (4 von 5)

Mein Review sowie weitere Details zum Film findest Du ebenfalls auf Letterboxd.

About Daniel Flege

Marketing-Manager aus Köln mit Leidenschaft fürs Podcasting. Stolzer Papa zweier Mädels. Liebt das Schreiben, Web-Entwicklung mit Rails & Kaffee ☕️

🎙️ Podcaster bei Filmtoast.de
🎧 Marketing-Manager bei LetsCast.fm

Mastodon | Website | Impressum