Daniel Flege

December 19, 2021

Film-Review: I Am a Hero (2015) – Dawn of the Dead auf Japanisch

Disclaimer vorab: Ich habe die Mange-Vorlage nicht gelesen. Daher kann ich nicht beurteilen, welche der folgenden Kritikpunkte der Vorlage geschuldet sind und welche der Film selbst „zu verantworten“ hat.

Im japanischen Horror-Streifen I Am a Hero findet sich der talentierte, aber erfolglose Manga-Zeichner Hideo Suzuki (Yu Ouzumi) plötzlich in einem Seuchenausbruch wieder, der die Menschen um ihn herum zu willenlosen Monstern mutieren lässt. Gemeinsam mit der schüchterne Hiromi (Kasumi Arimura) sucht er nicht nur einen sicheren Hafen auf dem Fuji, sondern auch den Helden in sich selbst.

From Zero to Hero?

Nach Einblicken in Hideos trostlos wirkenden Alltag, der von Versagensängsten und Mittelmäßigkeit geprägt ist, beginnt I Am a Hero durchaus spannend. Er präsentiert uns erfrischend andere, fast schon besessen wirkende Infizierte, die unserem Protagonisten das Leben zur Hölle machen.

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Allerdings offenbart sich kurz danach bereits das große Problem, welches ich mit I Am a Hero habe: Der Film macht einfach nichts daraus. Die Geschwindigkeit und Beweglichkeit der Monster wechselt, je nachdem wie es dem Plot gerade passt. Mal Sprinter, mal Standard-Zombie, mal Schatten der eigenen Erinnerung, weiß man nie, was man von den Infizierten hier zu halten hat.

Auch das durch ihr Schicksal freigesetzte Potenzial der Figur Hiromis findet in zwei Szenen eine kurze Andeutung, nur um für die restliche Spieldauer passiv unter den Teppich gekehrt zu werden. Ja, der Film zieht einige stilistische Register, die erkennen lassen, dass es sich um eine Manga-Verfilmung handelt. Hideos tagträumerische Ausflüge lassen selbst einen JD vor Neid erblassen, zudem lockern diverse Slapstick-Einlagen die Atmosphäre auf.

Allerdings sind diese zu dezent, zu brav umgesetzt, als dass sie als Manga-Referenz für mich funktionieren. Apropos brav: Nach einem spannenden Einstieg und einigen Andeutungen, dass wir es hier nicht mit der zigsten Verwurstung von Standard-Zombie-Tropes zu tun haben, biegt der Film eben genau in diese Richtung ab.

Plötzliche Flucht in Genre-Konventionen

Den spannenden Ansätzen folgt ein wirklich zäher Mittelteil, der einem nichts präsentiert, was man nach einem Re-Watch von Dawn of the Dead sowie einer Staffel The Walking Dead nicht schon gesehen hat. Damit möchte ich I Am a Hero nicht vorwerfen, dass er das Rad nicht neu erfindet, sondern eher, dass er mich erst mit spannenden Neuerungen ködert, nur um diese nicht auszuspielen.

Hinzu kommt, dass keiner der Charaktere für mich wirklich funktioniert hat. Hideo ist und bleibt einfältiges Mittelmaß, der auch nach einer Stunde voller Zombie-Attacken reglos herumstehende Passanten fragt, ob es ihnen denn gut gehe. Und die im zweiten Akt hinzustoßende Menschenmeute bekommt trotz opulenter Laufzeit gar keine Charaktertiefe. Warum ich mitfiebern soll, wer hier überlebt und warum ich feiern soll, wer draufgeht? Fehlanzeige.

Ja, I Am a Hero zeigt mir für 126 Minuten Laufzeit am Ende einfach zu wenig, so paradox das klingt. Der Film verliert sich in den falschen Szenen, zeigt lieber minutenlang mittelmäßige CGI-Action als mich mit den Charakteren mitfühlen zu lassen oder sie mir näherzubringen. Der finale Showdown hat mich zumindest in Bezug auf den Gore-Anteil sowie die visuellen Effekte abgeholt, wenn auch hier in der Inszenierung Potenzial liegengelassen wurde.

Der Auftakt eines Film-Franchise?

Unterhaltsam ist er, der Ausflug ins infizierte Japan. Das Sound-Design ist grandios, die Sets sehen wertig aus. Insgesamt ist I Am a Hero für mich jedoch nur ein durchschnittlicher Genre-Vertreter, der viele gute Geschichten andeuten, sie am Ende jedoch nicht ausspielt. Als Doppel-Pilot einer Serie hätte er mich sicherlich mehr gehookt. Und so ganz abwegig ist das nicht, gibt es mit Hajimari no hi doch eine Spin-off-Miniserie, allerdings nur als Web Drama. So sitze ich nach dem Abspann vor dem Bildschirm und frage mich, was bis auf eine saftige Endsequenz am Ende im Gedächtnis hängen bleiben wird.

Wertung: ★★☆☆☆ (2 von 5)

Mein Review sowie weitere Details zum Film findest Du ebenfalls auf Letterboxd.




About Daniel Flege

Marketing-Manager aus Köln mit Leidenschaft fürs Podcasting. Stolzer Papa zweier Mädels. Liebt das Schreiben, Web-Entwicklung mit Rails & Kaffee ☕️

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