Manuela Hoffmann

March 6, 2021

Blinde Menschen in der Pandemie 👩‍🦯

Der Tagesspiegel veröffentlichte am 4. März den Artikel "Wie blinde Menschen in der Pandemie vergessen werden", der aus meiner Sicht vieles, was blinden Menschen in den letzten Monaten zu schaffen macht, gut zusammenfasst. Blinde und sehbehinderte Menschen haben keine große Lobby, von ihnen wird selten berichtet, sie werden aktuell in Planungen nicht berücksichtigt. 

Meine Tochter ist blind - ich weiß da also, wovon die Rede ist. Als blinder Mensch hat man in der Pandemie eine erhöhte Ansteckungsgefahr, denn man kann den Abstand zu anderen Menschen nicht abschätzen, ist aber gleichzeitig auf deren Hilfe und damit unmittelbare Nähe und z.T. engen Kontakt angewiesen. Man kann im nahen Umfeld nicht einschätzen, ob sich die Leute, die sich dort befinden, an die AHA-Regeln halten oder ihre Maske sonst wo tragen. Das schränkt jegliche mögliche Aktivität echt ein. Und wir haben Glück, wir sind zu dritt und können uns organisieren. Doch selbst bei den aktuell allseits so beliebten Spaziergängen müssen wir den Leuten umständlich aus dem Weg gehen, weil vielen die Umsicht oder Rücksicht fehlt, die sie dazu bewegen würde, einfach mal selbst Platz zu machen. Nervig, so über Monate.

Und mit den Impfungen sieht es natürlich auch schlecht aus:

Trotz des erhöhten Risikos im Alltag werden Blinde und Sehbehinderte bei den angelaufenen Impfungen allein nach ihrem Alter kategorisiert. Schon im Dezember forderte der Deutsche Blinden- und Sehbehindertenverband eine bevorzugte Impfung von blinden, sehbehinderten und vor allem taubblinden Menschen. Eine Antwort blieb bis heute aus.
aus: Wie blinde Menschen in der Pandemie vergessen werden

Passend dazu, sieht es dann auch mit der Barrierefreiheit der ganzen Impforganisation schlecht aus, wie dem Artikel ebenfalls zu entnehmen ist. Alles in allem füttert das wohl den dumpfen Dauergroll, von dem Sascha Lobo in "Sätze zum Ausflippen" sprach.

Es tat gut, den Artikel im Tagesspiegel zu lesen.