Je nachdem welcher Statistik man glaubt, hat der durchschnittliche Arbeitnehmer in Deutschland 11 bis 15 Fehltage zusätzlich zu seinem Urlaub. Das sind 5 bis 6,5% der Arbeitszeit. In einem staatsnahen Betrieb, in dem ich einmal gearbeitet habe, war diese Quote sogar zweistellig.

Jeder von uns kennt gute Gründe, nicht zur Arbeit zu gehen. Wir sind krank, haben Rücken- oder Kopfschmerzen, ein nahes Familienmitglied wird operiert oder jemand ist verstorben. Wenn Kinder krank sind, wird es für die Eltern direkt schwierig.

Gute Gründe kurzfristig den Chef anzurufen und abzusagen. Worüber wir nicht nachdenken: Das gilt für Wrestler ganz genau so. Auf einem durchschnittlichen Wrestlingevent mit 40 Talents & Staffern sind schon statistisch 2 bis 4 kurzfristige Absagen zu erwarten. 

Nun ist Wrestling kein normaler Arbeitstag. In der Regel ist es eine Geschäftsreise, weil man viel länger aus dem Haus ist und oft über Nacht bleibt. Eigentlich sollte das zu mehr Absagen führen. Ich kann in vielen Situationen ganz gut zur Arbeit und im Notfall heim. Bin ich 1000km entfernt, dann sieht das schon anders aus und ich bin nicht im Fall in 30 Minuten zurück. 

Angeschlagen arbeiten können wir alle. Mit etwas Rückenweh oder Kopfschmerzen, mit der leichten Erkältung im Büro sitzen? Klar, das ginge schon noch. Ob wir das wollen, ist etwas anderes. Ich glaube jeder von uns hat schon mal abgesagt, obwohl es irgendwie gegangen wäre. Aber Leistungssport betreiben, von dem die eigene Gesundheit und die des Partners abhängt? Ist was anderes, oder? Auch das sollte zu mehr Absagen führen als die normale Statistik erwarten liesse.

Mein Eindruck ist, dass wir im Durchschnitt weit unter der eingangs genannten Quote bei ganz kurzfristigen krankheitsbedingten oder persönlichen Absagen liegen. 

Wenn wir argumentiert haben, dass wir darüber liegen sollten, zeigt das, wie gerne wir alle zum Wrestling gehen.

Nun kommen die branchenspezifischen Dinge dazu. Auf der Reise kann etwas schiefgehen. Flüge fallen aus, das Auto bleibt liegen, die Bahn streikt - höhere Gewalt.

Sportler verletzen sich nun einmal und fallen länger aus. Wenn ich zum Spieltag in den Kicker schaue, dann hat jeder Fussballverein mit 25-30 Spielern jede Woche eine lange Ausfallliste. Das ist ganz normal. Der FC Bayern spielt eben, ob Manu Neuer in der Kiste steht oder nicht.

Beim Wrestling ist mehr der einzelne Wrestler die Attraktion als das Team. Darum fallen Ausfälle mehr auf und wenn mal 4 Wrestler einer Promotion verletzt sind und 2 krank ausfallen, dann wird das als Absagewelle wahrgenommen. 

Aber bei genauerem Nachdenken: Nein. Statistisch gesehen ist das ganz normal und wäre es eher seltsam, wenn ein Event genau so stattfindet wie er 3 Monate vorher geplant oder auch nur am Vortag angekündigt worden wäre. Es sind eben alle Beteiligten Menschen und es gibt viele gute Gründe, genau heute nicht zur Arbeit zu können. Im Großraumbüro sitzen auch nicht alle 50 Mitarbeiter, die heute auf dem Dienstplan standen - und da muss keiner 100kg schwere Menschen heben oder acht Mal aus zwei Metern Höhe auf die Matte stürzen.