O l i Dee - 2 vor

April 27, 2024

Datentyp - Zahlentyp | Musik oder Text?

Geht das Eine ohne das Andere?

- Na? Stimmen die Zahlen? Oder sind es doch nur Daten?
- Ein Achselzucken und weiter? 
- Reissack in China? 
- Oder auch: "Der Songtext hat mich so bewegt. Und die Musik? Nicht? Ah doch, schon. Auch."

Ich weiß, alles kryptisch hier und heut. 

Ich stelle mir aber gerade die Frage ob das Eine (Daten oder die Musik) ohne das Andere (Zahlen oder den Songtext) existieren kann und ob man sich dennoch nur für nur einen Teil interessieren kann oder darf? 

Geradezu täglich habe ich mit Zahlen zu tun. Ich, ausgerechnet ich. Ich blicke zum Teil auf endlos lange und große Exceltapeten, auf Zahlenkolonnen noch und nöcher und versuche mir einen Reim auf das zu machen, was ich da sehe. Zur Erklärung: Es sind vornehmlich Veranstaltungsstatistiken von Veranstaltungshäusern über viele Räume und viele Jahre. Je nach Format, in dem ich diese Zahlen erhalte, muss ich sie zunächst in eine taugliches Format bringen, sie "lesen" im Sinne von "grundsätzlich verstehen". Sie aufbereiten (= veredeln) und sie auf einen sich anschließenden Prozess vorbereiten: für das Auswerten. 

Und in diesem Moment beginnt für mich der Übergang von Zahlen hin zu Daten. Es ist so ein bisschen wie auf dem Schlachthof. Was gerade noch Tier war, wir sodann zu Fleisch. Absurd aber wahr. Geradezu ein anderes Stück Materie. Denn praktisch gesehen sind die Statistiken natürlich schon von Anbeginn Daten. Es passiert ja schließlich alles am Rechner. Läge uns alles per Handzettel vor, würden wir ja nicht von Daten sprechen, sondern Zahlen. Wirr, oder?
 
Also, der Moment, zu dem die Zahlen plötzlich als Daten vorliegen, ich möchte ihn nicht als magisch bezeichnen. Aber ab diesem Moment beginnt die Reise in die Analyse mit zum Teil ausufernden aber hochinteressanten Erkenntnissen und  Möglichkeiten. Und dem kann man dann doch wiederum ein bisschen verfallen. Summen bilden, Gruppieren, Clustern, Veränderungen, Verhältnisse bilden, Entwicklungen in noch so jedem Detail bilden, der Statistik freien Lauf lassen - die schiere Unendlichkeit. Daten sind großartig. 

Nach diversen Registerblättern aufrichtiger Auswertungstätigkeit (ich mache das in PowerBI) folgt die Frage aller Fragen: 

Und was sagt mir das jetzt? 

Oder noch vernichtender: 

Und was bringt mir das?  

Die vielen Zahlen und Auswertungsergebnisse vernebeln den Durchblick auf die Ergebnisse die ich erhalten wollte. Das Spiel mit den Daten ging im Zweifel viel zu weit. Es wurde zur Selbstdisziplin und Selbstsucht. Ich sollte besser sagen: Die Daten haben den Blick auf die Zahlen vernebelt. Verrant. Pech. Zeit weg. Schade.

Naja, ganz so ist es natürlich nicht. Ich trenne die Prozesse und habe mir zuvor natürlich einen Wegweiser, ha ha, eine Checkliste erstellt, nach der ich dann in Bezug auf die Auswertungen vorgehe, um die Zahlen letztlich zu verstehen und mich nicht zu verrennen. In dem Moment, in dem ich mich aber ausschließlich um die Daten kümmere, gebe ich mir  eine lange Leine, um das Maximale an späteren Erkenntnismöglichkeiten herauszuholen. Also vorzubereiten. Zu planen. Lieber schon haben als später brauchen. Erkenntnis: Daten ohne Zahlen oder Zahlen ohne Daten reicht nicht aus. Es braucht beides. 

Und dann sind der Arbeitstag und die Aufgaben erledigt und ich wende mich Richtung Klavier und meines Studios und ich begegne ähnlichen Bekannten, irgendwie ähnlichen Mustern. Die Grundfrage der modernen Musik: 

Erst die Musik und dann der Text oder umgekehrt? 
(Spoiler: Ich weiß: Beides ist völlig normal. Mal so - mal so)

Oder noch ganz anders: 

Nur Musik - also instrumental? 

Und dann spiele ich und arrangiere ich. Dann improvisiere ich und finde Melodien (Achtung: Wiederholung:) "noch und nöcher". Soweit alles schön und gut. Aber irgend etwas fehlt. Und was singen wir nun darauf? Also welchen Text? Ich gehe in mich. Welche Worte kommen beim Kauderwelsch-Mitsingen (Scratch-Singing) natürlich aus mir heraus? Was passt zur Rhythmik, zum Versmaß? Überhaupt: englisch oder deutsch? Ah, ok. Lieber Deutsch. Mist. Dann versteht mich ja immer jeder. Vor allem ich mich selber auch. Oookeeeh. 

Weiter in Richtung Emotion. Was war das Gefühl, dass ich beim Finden der Melodien hatte? Gab es eins? War es eher technisch mechanisch? Regnete es? Welche Art Musik lief zuvor? Welche Erinnerung an wilde Datenanalysen des Arbeitstages trage ich noch in mir, die irgend einen textlichen Sinn oder auch sinnlichen Text ergeben könnten? Findet irgendetwas davon Ausdruck im Musikalischen? 

Es wird frustrierend. Ich nehme Melodien zwar grundsätzlich als Trophäe mental mit ins Bett. Ich denke sie mental weiter. Aber Schlafen? Dann, spät - irgendwann. Über die Folgetage zu keinem weiteren Ergebnis gekommen. Das Stück weggelegt oder schon lange durch ein neues ersetzt. Der Ablauf wiederholt sich. Die Bibliothek mit Musikstücken wächst. Die Zunahme derer passgenauen Ideen für mögliche Texte ist nicht gerade überwältigend. Ideen hier und da schon. Aber auf die Melodien eingepasst - Fehlanzeige. Pech. Zeit weg. Schade.

Wirklich? 

Naja, nicht ganz. Ich könnte ja auch ein Instrumentalstück daraus machen. Ist aber nicht so meins. Und ich muss auch ganz ehrlich sagen, dass ich Texte natürlich großartig finde. Manchmal finde ich sie aber auch nur überbewertet. Häufig sind sie in meinem Ohr auch nur eine Form von Instrument, welches sich in den wohlklingenden Gesamtklang des Songs einbettet. Es gehört dazu. Aber ich verhöre und überhöre es. Der Inhalt ist mir gar nicht so wichtig. Das rein musikalische Gesamtwerk macht den Zauber. Songtext gehört dazu - ist notwendig aber nicht hinreichend. Ha ha.

Letztlich weiß ich, es gehört dazu und gehört zusammen. Zahlen und Daten ebenso wie Musik und Text. Und auch wenn ich mich über die Jahre eher auf die Datenseite geschlagen und spezialisiert habe und mich Zahlen letztlich gar nicht so sehr interessieren, und auch wenn ich mich auf die Musikseite geschlagen habe und mich Texte zwar interessieren aber nicht überbordend - ich arbeite daran. An beidem. Jeden Tag. 

About O l i Dee - 2 vor

Hey! Ich bin Oli, Multiinstrumentalist, Musiker, Produzent und Berater für Veranstaltungsstätten. Ich schreibe ... regelmäßig, unregelmäßig. Mal hier ein Gedanke, dort über eine Aktivität, mal hier ein Text oder dort etwas Musik oder auch Weisheiten, wer weiß, Tipps, Trick und häufig auch nur Fragen. Wer kennt schon die Antworten?

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